
Von Steckling zur Pflanze – Wie man eine kräftige Pflanze heranzieht
Jakob LeskowEgal, ob du einen Steckling von einem Freund oder einer Freundin bekommen hast, ihn gekauft oder selbst von deiner Pflanze gezogen hast – Stecklinge sind eine der einfachsten und beliebtesten Methoden, um Pflanzen zu vermehren.
Damit aus einem kleinen Trieb eine kräftige, gesunde Pflanze heranwächst, braucht es nur ein paar einfache Schritte und etwas Geduld. In diesem Beitrag erfährst du, wie du aus deinem Steckling erfolgreich eine neue Pflanze heranziehst. Falls du den Steckling bereits gekauft hast oder nicht selbst schneiden möchtest, kannst du direkt beim dritten Schritt der Anleitung einsteigen.
1. Den passenden Steckling auswählen
Der erste Schritt zur erfolgreichen Pflanzenvermehrung ist die Auswahl eines geeigneten Stecklings. Besonders gut funktionieren Stecklinge von Pflanzen wie einer Monstera, Efeutute, Ficus, Pilea oder Kräutern wie Basilikum. Der Steckling sollte ein gesunder Trieb der Mutterpflanze sein und mindestens zwei bis drei Blattknoten / Nodien besitzen – das sind die kleinen Verdickungen, aus denen später die Wurzeln und neue Blätter sprießen.
2. Abschneiden des Stecklings
Schneide den Steckling mit einer sauberen, scharfen Schere oder einem Messer knapp unter einem Blattknoten ab. Achte darauf, dass der Steckling etwa 10–15 cm lang ist und mindestens ein paar gesunde Blätter hat. Schneide die unteren Blätter ab, sodass der Teil des Stängels, der im Wasser oder in der Erde stehen wird, blattfrei bleibt. In den freigelegten Nodien beginnt die Pflanze dann, Hormone zu bilden, die die Wurzelbildung anregen. Ich habe hier einmal eine Abbildung für euch hinzugefügt wo ich eine mögliche Schnittstelle markiert habe.
3. Bewurzelung des Stecklings – die Wahl der Methode
Beim Bewurzeln deines Stecklings hast du verschiedene Möglichkeiten. Hier sind die häufigsten Methoden:
Option 1: Steckling im Wasser bewurzeln
Stelle den Steckling in ein Glas mit frischem Wasser, sodass die von Blättern befreiten Nodien im Wasser stehen, aber die Blätter selbst trocken bleiben. Wechsle das Wasser alle paar Tage, um eine optimale Umgebung für die Wurzelbildung zu schaffen. Wenn das Wasser zu selten gewechselt wird, kann es dazu kommen, dass irgendwann in dem Wasser zu wenig Sauerstoff für die neuen Wurzeln vorhanden ist. Nach etwa 1–4 Wochen sollten im Normalfall erste Wurzeln erscheinen.
Option 2: Steckling direkt in Erde setzen
Du kannst den Steckling auch direkt in Erde bewurzeln, besonders bei Pflanzen, die empfindlich auf das Umpflanzen reagieren. Setze den Steckling dazu in einen Topf mit Anzuchterde und halte die Erde gleichmäßig feucht. Bewurzelungspulver kann den Prozess zusätzlich unterstützen, ist aber oft nicht zwingend notwendig. Stecklinge direkt in Erde zu bewurzeln ist hierbei der Prozess mit dem geringsten Aufwand, es kann jedoch sein, dass die Stecklinge bei dieser Methode länger brauchen um Wurzeln zu bilden als bei den anderen Methoden. Auch das Risiko einer Pilzinfektion ist hierbei größer, da die Erde viele verschieden Mikroorganismen von Natur aus enthält und die Schnittwunde des Stecklings für diese anfälliger ist als der Rest der Pflanze.
Option 3: Stecklinge in einer Box mit Moos bewurzeln lassen
Als dritte und letzte Methode die ich dir vorstellen möchte, die ein wenig mehr Vorbereitung als die anderen beiden Methoden benötigt, möchte ich dir die Stecklingbewurzlung mithilfe von Sphagnum-Moos nahelegen. Bei Sphagnum Moos handelt es sich um ein Torfmoos, welches viel Wasser speichern kann, was es ideal macht, um Feuchtigkeit an die kleinen Stecklinge abzugeben und den Bewurzlungsprozess zu unterstützen.
Was du hierfür brauchst:
- Eine kleine Kunststoffbox
- Sphagnum Moos
- Stecklinge
- (optional) Substrat (vorzugsweise Sand, Kies oder Tongranulat)
Fülle zunächst die Box mit 2 - 3 cm Substrat. Hierbei ist es besonders wichtig, dass es sich nicht um Erde handelt, da diese zu viele Mikroorganismen enthalten würde und es in der geschlossenen Box zu einem stark erhöhtem Risiko einer Pilzinfektion für die Stecklinge kommen würde.
Lege das Sphagnum Moos großzügig aus, so dass das Substrat gut damit bedeckt ist. Lege anschließend deine Stecklinge in das Sphagnum Moos oder stecke sie direkt in das Substrat. Jetzt musst du nur noch etwas Wasser in die Kiste füllen und die Box verschließen. In der Box wird sich eine erhöhte Luftfeuchtigkeit bilden, was die Stecklinge sehr bei der Wurzelbildung unterstützt. Allerdings musst du aufpassen, dass du die Box alle paar Tage einmal öffnest und die Luft austauschst, damit es nicht zu Schimmelbildung in der Box kommt. Nach wenigen Tagen bis Wochen sollten deine Stecklinge die ersten Wurzeln gebildet haben und sind damit bald bereit umgepflanzt zu werden.
4. Die Pflege während der Bewurzelungsphase
Während der Bewurzelung braucht der Steckling eine helle, aber nicht direkte Lichtquelle und eine warme Umgebung. Stecklinge im Wasser sollten regelmäßig frisches Wasser bekommen, während Stecklinge in Erde vorsichtig gegossen werden, um Schimmel oder Staunässe zu vermeiden. Die Stecklinge in der Sphagnum Moos Box brauchen sehr wenig Wasser, da in der Regel auch nur wenig Wasser verloren geht.
5. Der Umzug in den Blumentopf
Sobald der Steckling kräftige Wurzeln gebildet hat, ist es Zeit, ihn in einen Topf umzupflanzen. Für Stecklinge, die im Wasser oder der Box bewurzelt wurden, warte ab, bis die Wurzeln etwa 2–3 cm lang sind. Hier habe ich ein Bild von einer Pothos / Efeutute für euch. Du kannst allerdings auch noch ein wenig warten bis du den Steckling einpflanzt.
Wählt einen Topf mit frischer, gut durchlässiger Erde und pflanze den Steckling vorsichtig ein. Drücke die Erde leicht an, um die Pflanze zu stabilisieren, und gieße sie leicht an.
Falls du einen Steckling in einem Onlinestore wie bei uns erworben hast und dieser schon eine gewisse Zeit während des Versands im Karton verbracht hat, ist es nicht unüblich, dass die Schnittstelle der Stecklinge etwas angefault ist. Das ist darauf zurückzuführen, dass das Sphagnum Moos, welches viele Anbieter zum Versand verwenden viele Mikroorganismen, wie zum Beispiel Pilze beherbergt. In einem solchen Fall ist es sehr wichtig, dass du den Steckling nur mit den Wurzeln und nicht mit der Schnittstelle am Stiel mit Erde bedeckst, damit die Wunde antrocknen und von der Pflanze isoliert werden kann. Ich habe auch dafür eine Abbildung für euch mitgebracht. Abgesehen davon kann es hilfreich sein ein Stück des Stängels abzuschneiden und oder die Schnittwunde mit einem Wasserstoffperoxid-Wasser Gemisch zu begießen. Hierbei sollte der Wasserstoffperoxid Anteil im Gemisch 10% nicht überschreiten.
6. Weiter pflegen und beim Wachstum zusehen
Der frisch eingetopfte Steckling braucht nun etwas Zeit und Pflege, um sich zu einer kräftigen Pflanze zu entwickeln. Stelle die neue Pflanze an einen hellen Platz, aber vermeide direktes Sonnenlicht, das die jungen Blätter verbrennen könnte. Ab jetzt steht deiner neuen Pflanze nichts mehr im Weg!
Ich hoffe dir hat dieser Blog-Beitrag aus der Blattwerkstatt gefallen und, dass du etwas neues lernen konntest.