
Low Effort - High Reward Monstera
Jakob LeskowStresst der Beruf, ist es oft schwierig, den Zimmerpflanzen die angemessene Aufmerksamkeit und Pflege zukommen zu lassen.
Wenn man eine Monstera über Jahre hinweg nur mit Wasser und gelegentlich einigen Düngestäbchen versorgt, sie ansonsten aber sich selbst überlässt, entwickelt sie eine ganz eigene, wilde Schönheit – allerdings mit gewissen Einschränkungen und nur dann, wenn keine äußeren Feinde ihr zerstörerisches Werk beginnen.
Das Foto zeigt eine solche Pflanze, die 14 Jahre lang eigentlich nur wohlwollend beobachtet wurde und sicherlich keine optimalen Bedingungen vorfand.
Was geschah mit dieser Monstera?
Die Basisversorgung wurde gesichert, da die Düngestäbchen über Wochen Nährstoffe abgeben – vor allem Stickstoff, Phosphor und Kalium. Das bewahrt die Pflanze vor dem langsamen Tod.
Sie wuchs und wuchs, in alle Richtungen, vorwiegend zum Licht hin, stützte sich an der Säule und der Wand ab, und ihr Platzbedarf nahm einfach kein Ende.
Sie wuchs besser als mit reinem Wasser, aber nicht so kräftig wie bei regelmäßiger Pflege mit Flüssigdünger oder abgestimmter Düngung. Sie bildet Löcher und Schlitze aus und wie das Bild zeigt, war dafür auch eine gute Lichtversorgung verantwortlich.
Mit den gelegentlich zugeführten Nährstoffen blieb sie über Jahre resilient und grün, wenn auch nicht maximal üppig.
Die Pflanze bildete viele Luftwurzeln aus - ein Versuch, sich selbst zu versorgen (und zu verankern), wenn der Besitzer wieder einmal für längere Zeit sein eigenes Leben in den Vordergrund gestellt hatte. Diese Luftwurzeln wurden allerdings immer wieder nahe am Blattstiel abgeschnitten, da sie keinen Nährboden gefunden hätten.
Alles grenzt an Pflanzenquälerei.
Aber Monsteras sind zähe Überlebenskünstler wie man sehen kann. Einige Blattstiele wurden mehr als einen Meter lang.
Das zeigt die wahre Natur dieser beeindruckenden Pflanze.
Im Urwald klettert sie mit ihren kräftigen Luftwurzeln an Baumstämmen empor und strebt dem Licht entgegen, das durch das dichte Blätterdach nur gefiltert auf den Waldboden fallen kann. Ihre Luftwurzeln helfen ihr, sich festzuhalten und Nährstoffe aus der Baumrinde zu ziehen. Sie kann dabei bis zu 20 Meter hoch klettern und dabei beeindruckende Blätter mit tiefen Einschnitten und Löchern ausbilden.
Die typischen „Fenster“ in den Blättern - die sogenannten Fenestrationen - sind kein Zufall:
- sie helfen, Wind und Regen besser durchzulassen
- sie ermöglichen eine höhere Lichtdurchlässigkeit für die unteren Blätter
- und sie reduzieren das Risiko für große Blätter bei Sturm beschädigt zu werden.
Wenn man sich das Foto der alten Dame genau anschaut, erkennt man vieles, was die Natur dieser beeindruckenden Pflanze ausmacht, auch wenn ihr nur Wasser und Düngestäbchen gegönnt wurden.
Eigentlich müsste man sich für die Low-Effort-Pflege entschuldigen, aber wie man sehen kann, war die Monstera offensichtlich mit dem Besitzer nicht ganz unzufrieden.
Wer sich nun fragt, warum das Leben nach 14 Jahren endete: der Besitzer wanderte nach Südostasien aus und konnte das Monster leider nicht mitnehmen, obwohl es dort sicher in kurzer Zeit wieder aufgeblüht wäre und vielleicht sogar geblüht hätte ...
... und diese junge Papaya hätte ihr Nachbar werden können.
Der Namenszusatz Deliciosa der Monstera wäre dann aber doch eher der Papaya zuzuordnen.
Ein Blogbeitrag von Thomas Unterstenhöfer, der sich bei Jakob Leskow für die Möglichkeit der Veröffentlichung herzlich bedankt.